Andacht November 2016

01. November 2016

Wenn die Bäume ihre Blätter verlieren, erst dann merke ich so richtig, wie schön der Sommer war - und wie selbstverständlich ich mit dem Sommersonnenlicht umgegangen bin. Wenn der Herbst kommt, wird mir klar, dass ich für längere Zeit ohne viel Sonnenlicht auskommen muss. Und wenn November wird, brauchen wir besonders viel Licht für die schweren Themen, um die es in dieser Zeit geht.

Auf die richtige Beleuchtung kommt es also an. Aber die Wahl der richtigen Beleuchtung ist gar nicht so einfach. Hell kann leicht zu hell sein. Wer schon mal den Eindruck hatte, dass die Lampen im eigenen Wohnzimmer oder im Gemeindehaus eigentlich gar nicht so hell sind und mal durch solche ersetzt werden könnten, die den Raum wirklich optimal ausleuchten, der merkt schnell, dass er vor einer schweren Entscheidung steht. Denn von Licht gibt es ganz viele unterschiedliche Arten. Es gibt zum Beispiel indirektes Licht - das ist das Licht, das im Allgemeinen für Gemütlichkeit sorgt. Meistens ist es nicht so angenehm, direkt in eine Lichtquelle zu schauen. Wenn Licht dagegen abgeschirmt und weich ist und trotzdem gut leuchten kann, dann sorgt es für Gemütlichkeit - eine gute Atmosphäre für die kurzen Tage, die der Herbst jetzt mit sich bringt.

Wer sich weiter von Beleuchtungsspezialisten beraten lässt, der lernt, dass Akzentlicht eine besonders interessante Art von Licht ist. Wenn man nur weiches Licht um sich herum hat, hat man irgendwann das Gefühl, dass etwas fehlt. Dagegen hilft Akzentlicht: Es sorgt dafür, dass bestimmte Stellen im Raum besonders beleuchtet werden, es lenkt den Blick. Licht ist nicht nur Atmosphäre, Licht ist auch zum Anschauen. Und dann gibt es noch einen Bereich, der ganz wichtig ist und ohne Licht nicht geht, nämlich das Arbeiten, und der Bereich erfordert ganz besondere Behandlung: Hier müssen die Kontraste her. Wenn viele Kontraste vorhanden sind, fällt uns die Arbeit leichter. Und so können wir uns besser konzentrieren und arbeiten wir effektiver. Wir brauchen das Licht - zum Leben, zum Arbeiten, für gute Einfälle und für unsere Gesundheit. Gerade in der dunklen Jahreszeit, die jetzt beginnt.

Licht konservieren, das ist in meinen Augen in dieser Zeit dran. Lichter anzünden - am Buß- und Bettag, am Ewigkeitssonntag - und am Reformationstag, der in diesem Jahr zum 499. Mal gefeiert wird.

Ich habe mir den Tag, an dem Martin Luther seine 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche angeschlagen hat, immer als einen dunklen Herbsttag vorgestellt. Und auch wenn es vielleicht nicht so war, ist das eine schöne Vorstellung. Und überhaupt ist das Reformationsjubiläum ein guter Anlass, um Luther und seine Themen mal wieder ganz neu anzuleuchten.

Mit dem Blitz fing alles an - und wäre alles um ein Haar auch schon vorbeigewesen, bevor es anfing. In der Zeit im Kloster hat Luther viel gelesen und studiert, bei Kerzenschein - vieles musste sich noch entwickeln, vieles brauchte noch Zeit. Und Luther hat den Schritt ins Rampenlicht gewagt, weil es nicht anders ging. Er wollte sichtbar sein, und er musste auch sichtbar sein. Er hat sich hingestellt: "Hier stehe ich, ich kann nicht anders". Er stellt sich hin ins Licht.

Lassen wir Luthers Licht leuchten, in der dunklen Jahreszeit und darüber hinaus.

 

Monatsspruch November:

Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen.

2. Petrusbrief 1,19

 

Pastor Malte Plath